Vertragen sich die Identitäten frankophoner Minderheiten mit dem englisch dominierten Internet? Wie sollen es die Québecer halten mit kulturellen Traditionen und dem World Wide Web? Die vorliegende Seminararbeit geht auf Fragen dieser Art ein und stellt einige Positionen von Québecer Autoren vor. Im Mittelpunkt steht die Arbeit des Philosophen und Publizisten Jacques Dufresne, der sich aus einer technikkritischen Position heraus mit dem Internet befaßt und gleichzeitig Orientierungen gibt, welche Art von Umgang mit dem Datennetz auch Kulturen und Nationen nutzt, die sich mit dem American way of life schwer tun.
Vor einer detaillierten Betrachtung der Standpunkte und Projekte Dufresnes steht eine kulturwissenschaftlich geprägte Einführung in das Verhältnis Québecs zur modernen Informations- und Kommunikationstechnik. Sie reflektiert das Internet-Engagement des frankokanadischen Bundesstaats im Hinbllck auf das Mutterland Frankreich, die anglophone Umgebung und Québecer Indentitätskonzepte.
Teil 3 der Arbeit ist einer Übersichtsdarstellung der Tätigkeitsschwerpunkte von Jacques Dufresne gewidmet. Dabei werden seine Forschungs- und Kommunikationsgesellschaft Agora und die gleichnamige Zeitschrift vorgestellt. Außerdem kommen einige Themen zur Sprache, die auch die InternetPräsenz von L’Agora geprägt haben.
Das Herzstück dieses Online-Angebots, die Encyclopédie de L’Agora, soll in Teil 4 eingehend untersucht werden. Wichtig scheint hier vor allem die Frage, auf welche Weise die Enzyklopädie einen Beitrag zur Kultur und Außendarstellung Québecs leisten kann.
Dresden, 23. April 2001
Christian Spahr